OAR DREESEN

Der dröge Oberamtsrat Dreesen ist eigentlich der wiehernde Amtsschimmel in Person. Der trockene Bürostubenhocker ist nicht zu groß und auch nicht zu schlank geraten. Graue Socken und Puschen sind seine Erkennungszeichen auch im Dienst.
Dreesen gehört der Kaste der Oberamtsräte an, die Stütze der deutschen Verwaltung, wie er immer wieder betont. Normalerweise ist ein Verwaltungsbeamter zwar verpflichtet, den politischen Willen der Regierung umzusetzen. Aber selbst Stuhr musste bereits in seiner früheren Tätigkeit als Landesbeamter im Höheren Dienst oft die Erfahrung machen, dass gerade die Endstufe im gehobenen Dienst, die Oberamtsräte, einen an einer schier endlosen Verwaltungswand verhungern lassen konnten, die mächtiger als die Chinesische Mauer war. Dieses Bauwerk soll immerhin vom Mond her sichtbar sein.
Egal, ob es sich um lebensbedrohliche Tatbestände, die in Behörden allerdings so gut wie nie vorkamen, oder schlicht um Routinesachen handelte, Dreesen zeigte immer allen deutlich, dass ohne ihn überhaupt nichts gehen konnte. Eilige Vorgänge legte er immer erst einmal auf Eis, um die treibenden Bewegungskräfte aus den höheren Etagen zu entschleunigen. Die Taktik des progressiven Zuwartens, damit sich die Aktenberge von selbst abbauen.
Dreesen ist ein erstaunlich schroffer Mensch, aber nur ein Oberamtsrat kann sich das leisten, weil ein Laufbahnwechsel in den Höheren Dienst dem nicht mehr möglich ist. Das bedeutet EdeKa, „Ende der Karriere“, wie die Kollegen gerne witzeln.
Aber wenn ein Landesbeamter wie Dreesen keine Angst mehr haben muss, nicht mehr befördert zu werden, dann ändert sich die Einstellung von einem Sesselpupser, Eierschaukler und Drehstuhlpilot zu den Dingen grundlegend und entwickelt bisweilen sogar Mut, selbst wenn die politischen Winde wechseln. Im Privatleben agiert er genau so.
OAR Dresesen, die Stütze der deutschen Verwaltung.